Die Geschichte der Encaustic Malerei

Die Encaustic Malerei ist ein in der Antike erfundenes Malverfahren. Bei dieser Malart wurde Wachs vermischt mit Farben erhitzt und flüssig auf Stein, Elfenbein und Holz aufgetragen oder durch einen heißen Spachtel auf den Malgrund eingebrannt (Encaustic ist Griechisch und bedeutet soviel wie einbrennen – mit Feuer erwärmen). Diese Technik war bereits vor 3000 Jahren bei den Ägyptern bekannt, die ihre Mumienportraits damit herstellten. Aber auch die Römer und Griechen wendeten diese Maltechnik an. Zeugnisse dieser Kunst sind ägyptische Mumienbilder im britischen Museum in London und im Nationalmuseum  in Kairo, sowie Wandgemälde aus Pompeji. Die Encaustic Malerei kann man als Ursprungsmalerei bezeichnen, da sie lange vor der Ölmalerei da war. Während des Mittelalters ging die Kenntnis der Encaustic Malerei verloren. Die Vermutung ist dass die umständliche Handhabung der damaligen Malwerkzeuge viele Menschen davon abhielt diese Malerei auszuüben. Dieses Problem ist mit Hilfe moderner Malgeräte wie das Maleisen und den Malpen in unserer Zeit gelöst. Wir können heute diese Maltechnik mit den Wachsfarben erforschen und ganz neu erschaffen.

Zu den ersten Gestaltungsformen gehörte neben der Höhlenmalerei auch Encaustic. Eine verbreitete These ist dass vor etwa 3000 Jahren die Encaustic Künstler Farbpigmente in Bienenwachs eingebunden haben, mit einem heißen Spachtel auf Holz und Elfenbein auftrugen und ihre Gräber damit schmückten. Da Wachs auch eine sehr gute konservierende Wirkung hat verwendeten die alten Griechen den Wachs um ihre Schiffe wasserfest zu machen. Daher war es nur eine Frage der Zeit auch Wachse mit Farbpigmenten zu versehen und zu benutzen. Die vor Troja lagernden griechischen Schiffe waren bemalt und es ist anzunehmen das sie mit der Encaustic Malerei verziert waren.

Alte Encaustic Malwerkzeuge

Die heutigen Erkenntnisse der antiken Encaustic Malerei beruhen sich auf dem bekannten römischen Historiker Plinius Mayor. Er lebte im 1. Jahrhundert nach Christi beschreibt in seinen Büchern auch die Encaustic Malerei. Wahrscheinlich hatte er keine direkten Kenntnisse und schrieb Fakten aus dritter Hand. Doch gibt sein Werk einen Eindruck der verschiedenen Techniken der Encaustic Malerei wieder: Die Portraitmalerei, das Einfärben von Marmor, Elfenbein und Holz. Außerdem werden von Plinius Encaustic Gemälde erwähnt, die zu damaliger Zeit schon Jahrhunderte im Besitz römischer Aristokraten waren und die bis etwa 1 Jahrhundert vor Christi datiert waren.

Der Höhepunkt der Encaustic Malerei in der alten Form lag in Ägypten etwa vom 1. bis 3. Jahrhundert. Die Mumienportaits von den Griechen und Römern dürften wohl die Bekanntesten sein, die man in den Gräbern gefunden hat. Im Niltal lebten in der Zeit Griechen, Syrier, Libyer und Ägypter, sowie auch andere Völker. Eine große griechische Bevölkerungsgruppe hatte sich in diesem Tal niedergelassen, nachdem es von Alexander erobert worden war und übernahm nach und nach die Gewohnheiten der Ägypter. Außer dass sie ihre Toten mumifizierten gaben sie auch ein Encausticbild (Porträt) mit ins Grab. Diese Mumien Porträts sind wahrscheinlich die einzigen Kunstwerke der Antike, die erhalten sind. Es ist schon erstaunlich dass die Farben nach mehr als 2000 Jahren gut erhalten sind. Es ist wohl der schützenden Wirkung des Wachses zu verdanken.

Im Mittelalter zerfiel das römische Reich und auch die Kunst der Encaustic Malerei geriet in Vergessenheit. Diese Maltechnik war zu arbeitsintensiv und schwierig. Die Kosten um ein Bild herzustellen waren hoch und konnten mit der neuen Technik Farben herzustellen nicht mithalten.

Im 18. Jahrhundert wurde die Encaustic Malerei von dem französischen Archäologen Anne-Claude-Philippe Comte de Caylus wiederentdeckt. Er führte zahlreiche Versuche durch, basierend auf alten Schriften und Wandbilder aus Pompeji. Seine Forschungen und Erfahrungen fasste er in Abhandlungen über Encaustic zusammen. An der Pariser Akademie fand er Anhänger für seine Methoden. In Saint-Germain-des Prês errichtete man ihm zu Ehren für die Wiederentdeckung der Encaustic Malerei ein Denkmal in der dortigen Bibliothek. Allerdings mussten die Künstler und Professoren des 19. Jahrhunderts dass sie anhand der wenigen Quellen die antike Malkunst nicht mehr identisch rekonstruieren konnten.

Daher ging man dazu über diese Technik wieder neu zu erfinden und als "Neue Encaustic" anzuwenden. In München entwickelte sich ein eigenes Zentrum für Encaustic. König Ludwig I, inspiriert durch Leo von Klenze und Georg Dillis, schickte den Künstler Georg Hiltensprenger nach Italien, um dort die Encaustic Malerei zu studieren. In der Pinakothek in München sind Werke des Hofmalers Carl Rottmann (1797 - 1850) über seine subjektive Sicht Griechenlands auf 23 Steingussplatten zu besichtigen. Nach wie vor waren die Methoden immer noch zu aufwendig für den endgültigen Durchbruch der Encaustic Malerei. Selbst Künstler aus den 50iger Jahren konnten dieser Maltechnik nicht zu Popularitait verhelfen.Eine richtige Wiedergeburt der Encaustic Malerei findet im 20. Jahrhundert statt. Dank der fortschreitenden technischen Entwicklung wird diese Kunst wieder interessanter, denn das schmelzen des Wachses bei der richtigen Temperatur wird jetzt durch elektrische Geräte übernommen. Es wurden verschiedene Geräte entwickelt, wie das Maleisen, den Malpen mit verschienen Aufsätzen und eine Heizplatte.

Im Hobbybereich gelangt die Encaustic Malerei zu großer Beliebtheit. Allerdings gibt es inzwischen auch Profi-Künstler. Die Handhabung der Geräte ist einfacher geworden und den Wachs gibt es in vielen verschiedenen Farben.

Ein weiter Vorteil ist, dass der heutige Wachs fast keine Zeit zum trocknen braucht und bis zu einem Punkt immer wieder bearbeitet werden kann. Michael Bossom hat die Encaustic sehr weit vorangebracht. In den USA ist die Encaustic Malerei sehr verbreitet und weiter entwickelt worden. Er hat in Deutschland 2 Bücher veröffentlicht.

Die Encaustic Malerei ist so vielseitig wie jede andere moderne Malerei, obwohl sie schon vor Jahrtausende praktiziert worden ist. In der Encaustic Malerei verwendet man Wärme und braucht dazu eine zuverlässige Quelle. Mit dem speziellen Maleisen und dem Malpen, wie auch der Heizplatte, werden die Erfordernisse allemal erfüllt. In den USA sind spezielle Encaustic Pinsel entwickelt worden mit denen man fast wie bei Acryl- oder Ölmalerei arbeiten kann. Die Wachsfarben müssen nicht mehr selbst mühsam hergestellt werden. Sie sind in vielen Farbentönen im Handel oder bei Künstlern, wie Helmut Hartmann, erhältlich. Eine weitere Bezugsquelle ist die Encaustic Akademie in Weilheim. Als Untergrund verwendet man einen speziellen Malkarton, den es auch in verschiedenen Farben gibt.

Profis malen auch auf Leinwand und Malplatten etc. Es sind bei der Auswahl der Malgründe keine Grenzen gesetzt. Die fertigen Bilder kann man mit einem Leinentuch polieren. Da Bienenwachs gegen Feuchtigkeit unempfindlich ist, ist ein solches Bild fast unbegrenzt haltbar.

NU

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